Aufbau gewinnt Relegationsturnier und verbleibt in der Oberliga

Die Altenburger Friesenhalle steht seit über 100 Jahren, war zu Vater-Jahns-Zeiten Schauplatz für manch hochgradiges Turnfest. Was das alte Gemäuer am 6. Mai anno 2018 erlebte, war allerding ein denkwürdiges Novum, ein an Spannung und Dramatik kaum überbietbares Tischtennis-Event.

Dabei schien das Relegationsturnier, bei dem sich das TT-Team von Aufbau Altenburg für den Verbleib in der mitteldeutschen Oberliga qualifizieren wollte, alles andere als spektakulär zu werden. Zu mindestens Spannung war aber angesagt, wenn sich die Aufbauer in einem dreier Turnier mit des SV Schott Jena III und den Leutzscher Füchsen um den Oberliga-Platz für die kommende Saison auseinandersetzten.

Der Auftakt zu frühmorgendlicher Stunde lief optimal für Aufbau. Ein 9:2 Sieg gegen den Vizemeister Thüringens war zumindest in dieser Höhe nicht erwartet. Aber an diesem Vormittag lief einfach alles: 2:1 Führung nach den Doppeln, ein erwarteter 3:0 Sieg von Wandachowicz gegen den Abwehrspieler Schreyer und eine Angriffswelle von Marius Marth, die dem Russen Fiodarau keine Chance ließ. Steffen Wagner und Horst Voigts Siege in der Mitte gegen Dr. Wagner und Wolf sowie Sieg und Niederlage von Daniel Fehrle und Patrick Wohlfahrt im unteren Paarkreuz beendeten eine souveräne 1. Runde. Dass dann Marius Marth in seinem 2. Einzel auch Fiodarau mit 3:0 sicher beherrschte und Jacek Schreyer keine Chance ließ, sorgte für ein frühes Ende des Matches und eine solide Ausgangssituation.

Bereits 13:30 Uhr begann der 2. Vergleich zwischen Schott Jena II und den Füchsen aus Leutzsch, dem schon favorisierten Team. Was sich dann in den nächsten vier Stunden entwickelte, war schon überraschend. Das Jenaer Team gab den Favoriten aus Leipzig nicht nur ein beherztes Match, sie waren beim unerwarteten 8:8 dem überraschenden Sieg sehr nahe.

Dass als Showdown deklarierte Match zwischen Aufbau und den Leutzscher Füchsen startete mit einstündiger Verspätung 19:00 Uhr. Die Zuschauerreihen hatten sich gefüllt und die Fangemeinde der Füchse war mit ca. 30 Mann aus Leipzig angereist. Die hatten zwar ihr Mannschaftsbanner angemessen aufgehängt, wurden allerdings zum Anfang des Matches in ihren Fangesängen immer wieder durch starke Leistungen von Aufbau ruhig gestellt. 2:1 Führung nach dem Doppeln, 3:0 von Wandachowicz gegen seinen Landsmann Moczko, 2 Siege von Voigt und Wagner in der Mitte und eine Niederlage von Fehrle führten zu einem soliden 5:2 Matchauftakt. Nach Patrick Wohlfahrts Sieg stand es 6:3 nach der ersten Runde, 2 Punkte fehlten zum Klassenerhalt. Punkt 1 sicherte Marius Marth in guter Form beim 3:0 gegen Moczko. Punkt 2 war eingeplant beim Match Wandachowicz gegen die syrische Nr. 1Mosslly.

Doch daraus wurde nichts. Immer wieder beantwortete der Leutzscher gute Angriffsbälle des Altenburgers mit spektakulären Rückhänden. Am Ende verunsichert, unterlag Jacek dem Leutzscher Fuchs mit 2:3. Es fehlte also nur 1 Punkt zum Klassenerhalt. Was sich dann in der Friese entwickelte, war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Der Füchse-Anhang flippte aus, als nacheinander Wagner, Wohlfahrt und Fehrle jeweils im 5. Satz knapp unterlagen. Es stand 7:8 für die Leutzscher als zum Entscheidungsdoppel Wagner/Voigt gegen die „fast“ unbesiegten Julius/Mosslly aufgerufen wurde.

In der Halle puschten sich 30 Leutzscher und 50 Altenburger zu wahren Fangesängen auf. 1. Satz: 1:0 Aufbau, 2. Satz: 2:0 Aufbau, 3. Satz: 2:1 Leutzsch! Im 4. Satz: 6:0 Aufbau, dann 9:9 Gleichstand, 10:9 Aufbau – Matchball!!!

Aufregung: Punktabzug wegen roter Karte für die Leutzscher. Sieg? Doch noch nicht, Wiederholung beim Stand von 10:9 für Altenburg. Aufschlag, Kurzer Ballwechsel, ein Leutzscher verzieht! Sieg!!! Sieg!!! Nach 4,5 Stunden, grenzenloser Jubel bis knapp nach Mitternacht. The Oberliga-Show goes on.

 

Das hat die Friese noch nicht erlebt!

 

Michael Rüger